Ein kleiner Ausbruch aus dem Alltag – mit Überraschungen, Schaukeln und Stena-Line-Charme
Anreise
Wir vertrauen der Deutschen Bahn nicht blind – also ging’s bereits am 17. Juni los, obwohl das Schiff erst am 18. um 18:45 Uhr ablegen sollte. Sicher ist sicher.
Gefühlt mitten in der Nacht – konkret um 7:05 Uhr – fuhren wir mit dem Bus los. In Mönchengladbach stiegen wir in den Nahverkehrszug nach Düsseldorf. Dort wollten wir eigentlich entspannt frühstücken, um eventuelle Verspätungen aufzufangen. Leider war unser Ziel, das „Schiffchen“, geschlossen. Also wurde es nur ein Kaffee – und dann hieß es warten auf den IC nach Kiel.
Aus einer spontanen Eingebung heraus habe ich nachgeschaut, ob unser IC 2310/2312 einen Speisewagen hat. Ernüchterung: Seit 2023 gibt es in EC-Zügen keinen Speisewagen mehr, und auch der mobile Gastroservice wird in diesem Zug nicht angeboten. Also haben wir uns im Vorfeld mit Wasser und Brötchen eingedeckt.
Der Zug selbst fuhr fast ohne Zwischenstopps von Köln bis an die Nordsee – Ziel Westerland bzw. Dagebüll Mole. Unsere reservierten Plätze waren frei, neben uns zwei Damen mit demselben Ziel. In Hamburg waren wir fast pünktlich – dort gab’s noch schnell was zu essen und dann ging’s weiter in Richtung Kiel. Die letzte Etappe dauerte etwa 1 Stunde und 15 Minuten.
Warum eigentlich IC statt ICE? Ganz einfach: gleiche Fahrzeit, aber deutlich günstiger.
Ankunft in Kiel
Der Kieler Bahnhof ist überschaubar. Direkt draußen standen schon Buden – geschlossen, aber offensichtlich im Aufbau. Auf dem Weg zum Hotel legten wir einen kurzen Stopp bei Gosch ein, direkt am Fähranleger. Dort war schnell klar: Die Kieler Woche stand kurz bevor – überall Buden, Fahrgeschäfte, Vorbereitungen.
Das Hotel
Wir hatten im B&B Hotel Kiel City eingecheckt. Das Personal war freundlich, das Zimmer sauber – keine Luxusklasse, aber für eine Nacht absolut in Ordnung. Auch das Frühstück war solide. Nach dem Check-in machten wir uns auf, Kiel zu erkunden.
Kiel entdecken
Für uns war es der erste Aufenthalt in Kiel. Mit rund 250.000 Einwohnern ist die Stadt ähnlich groß wie Mönchengladbach – aber deutlich jünger im Auftreten. Rund 35.000 Studierende sorgen für lebendige Cafés und Restaurants, die zu jeder Uhrzeit gut besucht waren.
Wir schlenderten an der Förde entlang bis zum Anleger der Stena Line. Dort herrschte reger Verkehr – LKW, PKW, WOMOs – die Fähre bringt Bewegung in die Stadt. Gegenüber, auf der anderen Seite der Förde, legt die Color Line nach Oslo ab.
Die Kieler Woche ließ uns nicht los – überall wurde aufgebaut, über 2.000 Veranstaltungen in 9 Tagen, das Programm beeindruckte. Vielleicht kommen wir mal nur deswegen wieder.
Abends gönnten wir uns einen sehr guten Burger bei Peter Pane. Danach ließen wir den Tag im Blue Angel ausklingen, direkt gegenüber von Gosch. Ein uriges Lokal mit Musikflair: Regale voller LPs und ein buntes Tanzprogramm – von Swing bis Salsa.
Am nächsten Morgen: Stadtbummel, Shopping im Sophienhof, dann ein Erfrischungsstopp im Nordwind. Mit der Fähre von Raventlou ging’s schließlich zurück zum Bahnhof – wunderschöner Blick auf die Stadt inklusive. Zwischen der Stena Germanica und der Color Fantasy hindurch zu fahren – ein echtes Erlebnis. Nur schade, dass ich meine 360°-Kamera nicht dabeihatte.
Noch ein kurzer Spaziergang zum Terminal – und dann hieß es: Einschiffen.
Die Minikreuzfahrt
Check-in und Boarding
Das lief erstaunlich reibungslos – noch schneller als bei unserer letzten DFDS-Fahrt. Es war recht leer, wir mussten nur mit der Rolltreppe nach oben und bekamen dann je zwei Karten: einen Boarding Pass und unseren Kabinenschlüssel.
Der Boarding Pass diente später auch als Eintrittskarte fürs Restaurant – warum das nicht alles mit einer einzigen Karte funktioniert, bleibt ein Rätsel. Die länglichen Kartenformate passten auch nicht gut in die Brieftasche.
Unsere Kabine
Nach der Erfahrung mit Etagenbetten bei der letzten Minikreuzfahrt war klar: Das machen wir nicht noch mal. Also haben wir diesmal eine Kabine mit zwei normalen Betten gebucht. Die Lage war auf Deck 8, unweit des Gästeservices – angenehm.
Gereinigt wurde während unseres Göteborg-Aufenthalts nicht, aber das kannten wir schon. Die Kabine war sauber und vergleichbar mit der auf der King Seaways.
Das Schiff
Die Stena Germanica hat eine interessante Geschichte – ursprünglich als Hollandica gebaut, später verlängert, dann mehrfach umbenannt. Details findet man online.
Als Fußgänger betritt man das Schiff auf Deck 8 – praktisch für uns. Bars, Restaurants und der Bordshop befinden sich auf Deck 7, eine Außenbar gibt’s auf Deck 11.
Etwas schade: Das Schiff hätte an manchen Stellen eine bessere Pflege vertragen. Vor allem an Deck war starker Rost zu sehen – mehr als auf der King Seaways. Aber gut, es ist eine Fähre, kein Kreuzfahrtschiff.
Gastronomie
Frühstück? Ausbaufähig. Besonders ärgerlich: Es gab einen Toaster – aber kein Toast. An beiden Tagen nicht. Das erste Abendessen war nicht nach unserem Geschmack, dafür überzeugte das Buffet auf der Rückfahrt umso mehr – auch besser als auf der King Seaways.
Getränke: in Ordnung, aber kein Platzservice in den Bars. Die dünnen Plastikbecher auf Deck 11 wirkten billig.
Unterhaltung
Am ersten Abend sang eine Solokünstlerin, am zweiten Abend kam eine Duettpartnerin dazu. Die Songauswahl war ok, zwischendurch gab’s Quizfragen zu den Liedern – ganz unterhaltsam.
Die Überfahrt
Auf dem Hinweg nach Göteborg war es recht windig – das Schiff schaukelte merklich und wir kamen mit etwa 30 Minuten Verspätung an. Die Rückfahrt war deutlich ruhiger.
Auffällig: Die Seitentüren an Bord sind bei Wind schwer zu öffnen – ganz anders als auf Kreuzfahrtschiffen.
Bezahlen an Bord
Bargeld braucht (oder kann) man nicht – auf der Stena Germanica läuft alles über Kreditkarte. Ausschließlich.
Göteborg
Nach dem Anlegen: kein Shuttleservice. Also ging’s zu Fuß zur nächsten Bahnstation. Tipp: Die App Västtrafik hilft bei Verbindungssuche und Ticketkauf. Das Tagesticket kostete etwa 11 €.
Wir verstanden zunächst nicht, dass einige Straßenbahnen ausfielen – ein freundlicher Fahrgast erklärte uns das. Der Bus, der zunächst in die „falsche Richtung“ fuhr, machte eine Schleife, und wir kamen doch noch im Zentrum an.
Von Järntorget – trotz Baustelle – ging’s zur Kungsportsavenyen. Dort: viele Cafés, Restaurants, Geschäfte. In der Mitte fährt die Straßenbahn. Das Hard Rock Café war unser Ziel – Mittagsmenü inklusive. Ich gönnte mir Köttbullar.
Später schlenderten wir durch Haga – ein historisches Viertel mit kleinen Läden, alten Holzhäusern und gemütlicher Atmosphäre. Noch schnell Lakritz und Schokolade gekauft, ein Kaffee – und dann fuhr sogar wieder die Straßenbahn zurück zur Fähre.
Die Rückfahrt
Die Nacht war angenehm – gutes Buffet, nette Unterhaltung, weniger Wind. Das Frühstück war wie auf der Hinfahrt – Luft nach oben. Die Ausschiffung verlief schnell und reibungslos.
Nach etwa 15 Minuten Fußweg waren wir wieder am Kieler Bahnhof. Von dort mit dem Zug nach Hamburg. Der Bahnsteig war voll – der ICE vor uns war ausgefallen, unser IC war entsprechend überfüllt. Hitze + Menschenmenge = harte Prüfung für jede Klimaanlage.
Abgerundet haben wir die Tour mit einem Essen im „Zum alten Brauhaus“ – ein gelungener Abschluss.
Fazit
Ob man das eine Kreuzfahrt nennen will, muss jeder selbst entscheiden. Für uns war’s ein kleines Abenteuer, eine schöne Auszeit mit netten Städten und einem interessanten Schiff. Anstrengend, ja – aber auch bereichernd. Ideen für die nächste Tour? Haben wir schon. Mal sehen, wohin es uns beim nächsten Mal treibt.
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